Sehnsucht

"Alles beginnt mit der Sehnsucht." Mit dieser Feststellung hat Nelly Sachs, die Nobelpreisträgerin, den Nagel auf den Kopf getroffen. Menschsein und Sehnsucht sind untrennbar. Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte nie endender Sehnsucht.

"Ist es nicht so, dass alles, was der Mensch im Laufe der Jahrhunderte an Schönem und Großem geschaffen hat, aus seiner Sehnsucht geboren wurde?" (Hellmut Gollwitzer).

Gewiss, das ist so. Aber nicht nur das Schöne und Große, auch alles Entsetzliche und Niederträchtige, das der Mensch gemacht hat, war Ergebnis seiner Sehnsucht. Unzählige Verbrechen sind aus Sehnsucht geschehen, z.B. aus Sehnsucht nach einer heilen Welt, dem Paradies der klassenlosen Gesellschaft. Die Sehnsucht nach der großen Liebe hat Menschen zu Ehebrechern, ja sogar zu Mördern werden lassen. Sehnsucht macht uns zu Liebenden und zu Hassenden, zu Wohltätern und zu Terroristen. Alles beginnt mit der Sehnsucht.

Sehnsucht ohne Ende

Mit der Sehnsucht ist es jedoch sehr eigenartig. Sie ist unstillbar. Es gibt keine wirkliche "Endstation Sehnsucht" (Tennessee Williams). Egal, was man aus Sehnsucht auch tut, wohin man in seiner Sehnsucht auch geht, nie gibt es eine letzte Erfüllung. Wenn ein Mensch sein Ziel erreicht, werden neue Ziele angepeilt, und die Sehnsucht läuft weiter. Vieles, was ein Mensch erlebt oder bekommt, ist wunderschön und großartig.

Aber es bringt ihn nicht ans Ziel seiner Träume. Selbst wenn man alles erreicht, wonach man sich mit allen Fasern seines Herzens sehnt, bleibt man trotzdem ein Sehnender. Nichts stillt unsere Sehnsucht wirklich und bleibend. Es beginnt also nicht nur alles mit Sehnsucht. Es endet auch alles mit Sehnsucht. Das Letzte ist immer die Sehnsucht und nie die Erfüllung.

"In den Augen aller steht eine unstillbare Sehnsucht." (Ernesto Cardenal)

Zwei Tragödien

Bernard Shaw meinte einmal: "Es gibt zwei Tragödien im menschlichen Leben:
1. Dass der Mensch nicht bekommt, wonach er sich sehnt. Und
2. Dass er bekommt, wonach er sich sehnt."

So ernüchternd das auch ist, aber in beiden Fällen gibt es keine Erfüllung.

Nicht erfüllte Wünsche machen unglücklich. Wichtige Ziele nicht zu erreichen, entmutigt. Wenn Wünsche jedoch erfüllt werden, ist das zunächst einmal schön - abgesehen davon, dass die Erfüllung mancher Wünsche auch gefährlich sein kann. Nach allen erfüllten Wünschen muss man aber doch erkennen, dass man in diesem Kreislauf zwar immer wieder - wenigstens teilweise - Befriedigung finden kann, echte Erfüllung aber nie.

"Der Mensch leidet nicht aus diesem oder jenem Grund, sondern ganz allein, weil nichts auf dieser Erde seine Sehnsucht stillen kann. (Jean-Paul Sartre)

Wie ist das denn mit unserer Sehnsucht? Welchen Sinn hat sie denn? Woher kommt sie? Eines scheint mir sicher zu sein: Wie es etwas zum Trinken geben muss, weil es Durst gibt, so muss es auch Erfüllung geben, weil die Sehnsucht da ist. Wenn unsere Sehnsucht aber in dieser Welt keine Erfüllung finden kann, dann muss sie wo anders zu finden sein.

Des Rätsels Lösung

Im wichtigsten Text der Weltgeschichte steht ein Satz, der uns weiterhelfen kann. Die Bibel sagt von den Menschen: "Gott hat die Ewigkeit in ihr Herz gelegt..." (1) Dieser Satz ist die einzige, wirklich logische Erklärung für das Problem unserer unstillbaren Sehnsucht. Wer auf Ewigkeit hin angelegt ist, der kann seine tiefste Sehnsucht in den zerrinnenden Sekunden und Minuten nie gestillt bekommen - und wären sie noch so randvoll von überschäumendem Glück.

Wer für die Ewigkeit geschaffen ist, sucht vergeblich Sinn und Erfüllung im Vergänglichen. Ewigkeit - das ist der Stoff aus dem unsere Sehnsucht gemacht ist. Darum kann es keine letzte Erfüllung geben im Hier und Heute.

Die ganz andere Sehnsucht

Es gibt noch eine andere, eine größere als die menschliche Sehnsucht. Das ist die Sehnsucht Gottes nach dem Menschen. Die Bibel redet auch davon.

Sie sagt, dass Gott alles geschaffen hat. Der Mensch aber ist zu Gott auf Distanz gegangen. Erhat Gott verlassen und ist so zum Gottverlassenen geworden. Von Gott getrennt hat er Unersetzliches verloren: Bestimmung, Sinn und Ziel seines Lebens. Und das hat viel Negatives mit sich gebracht, immer wiederkehrende Probleme und Nöte, manchmal dramatische Entwicklungen, tragische Kurzschlüsse, verheerende Katastrophen.

Gott litt an diesem Leid des Menschen, seines Menschen, den er geschaffen hat und den er liebt. Er konnte es - menschlich ausgedrückt - nicht mehr mit ansehen, wie sein Mensch dahinstolperte aus einer Not in die andere, wie eine Generation nach der anderen auf unserem Globus unterwegs war und dahinstarb, ohne je wirklich Erfüllung gefunden zu haben.

Gott sehnte sich danach, dass sein Mensch zurechtkommt, rauskommt aus dem Schlamassel, wieder Fuß fasst, die verlorene Harmonie wiederfindet, der Gottverlassenheit entrinnt. Gott sehnte sich danach, dass der Mensch die ganzheitliche Erfüllung findet, die er sucht.

"Gott liebt uns so, dass er seinen Sohn Jesus Christus hier auf diese Erde sandte, um seine Liebe für jeden einzelnen zu erweisen. Der größte Tag in der menschlichen Geschichte war nicht als der erste Mensch den Mond betrat, sondern als Gottes Sohn auf die Erde kam." (2) (James Irwin, Apollo-15-Astronaut - einer der wenigen, die den Mond betreten haben.)

Liebe in Aktion

Diese Sehnsucht trieb ihn so sehr zu seinem Menschen, dass er dem Menschen ein Mensch wurde. Diese menschgewordene Sehnsucht Gottes, diese Liebe Gottes in Person ist Jesus Christus. Durch Jesus geht nun Gott dem Menschen nach, um ihm zurechtzuhelfen.

Einmal sagte Jesus zu einer Frau, der er an einem Brunnen begegnet war: "Wer dieses Wasser trinkt, wird wieder durstig. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird niemals mehr Durst haben."

Das bedeutet: Wer von den unzähligen Brunnen und Quellen dieser Welt trinkt, muss - egal, was sie auch hergeben - immer wieder und immer weiter trinken. Jeder gestillte Durst, jede gestillte Sehnsucht, jedes gestillte Verlangen kommt wieder.

Dennoch Hoffnung!?

Was von Gott geschaffen ist, kann nur durch Gott Erfüllung finden. Nur Gott kann die innere Leere ausfüllen, die eine direkte Folge unserer Gottesferne ist. Wer mit Gott auch Mitte und Orientierung verloren hat, kann sie nur wiederfinden, wenn er Gott wieder findet. Nur wenn unsere Sehnsucht zur sehnenden Suche nach Gott wird, läuft sie nicht endlos ins Leere.

"Zu dir hast du uns geschaffen. Und unruhig ist unser Herz, bis es zur Ruhe findet in dir, o Gott." (Augustinus)

Aber gerade das ist für die meisten ein Riesenproblem. Wie und wo soll man Gott suchen, Gott finden?

Und dabei ist es eigentlich erstaunlich einfach, Gott zu finden. Denn es kommt nicht so sehr auf unser Suchen an, sondern darauf, dass Gott uns sucht. Gott wünscht sich, dass wir uns von ihm finden lassen.

Er hat die Wende herbeigeführt und die eiserne Mauer, die uns von ihm trennt, niedergerissen. Für unsere Schuld, die uns auf ewig verdammen würde, hat Jesus Christus bezahlt. Mit seinem Leben. Mit seinem Sterben. Aus Liebe zu uns.

Er möchte, dass wir die Tilgung unserer Schuld annehmen und die große, befreiende Entlastung erfahren. Er sehnt sich danach, dass wir ihn in unser Leben einlassen. Dass wir uns auf ein Leben mit ihm einlassen und er uns beschenken kann mit sinnvollem Leben, erfülltem Leben, ewigem Leben. (3)

Wie geschieht das nun ganz praktisch?

Die große Wende

Ja, wie geschieht das? Durch ein Sichöffnen für Gott. Durch eine Hinwendung zu Gott, der sich uns schon lange zugewandt hat. Durch eine Neuorientierung des Lebens. Und die kann sehr einfach begin­nen. Man sagt ihm, dass man ganz neu anfangen will, etwa so:

Herr Jesus Christus,
wenn ich mein Leben überschaue, dann wird mir klar, dass so Vieles schief gelaufen ist. Ich habe eigentlich ohne Gott gelebt. Auf der Suche nach Erfüllung war ich in der verkehrten Richtung unterwegs. Und ich bin schuldig geworden. Du aber bist für meine Schuld gestorben. Bitte, vergib mir das ganze Elend meines Lebens! Ich will nicht mehr so weitermachen. Bitte, löse mich von dem, was mir zum Verhängnis geworden ist. Bitte, gestalte mein Leben nach deinem guten Willen. Danke, dass du mich unendlich liebst! Danke, dass du mir jetzt vergeben und mich angenommen hast! Danke, dass ich ab jetzt bewusst dir gehöre! Ich vertraue dir und rechne mit dir. Du wirst mich richtig führen und mir immer weiterhelfen. Amen.

Wenn dieses Gebet Ihrem Wunsch entspricht, dann machen Sie es doch zu Ihrem eigenen. Wenn Sie es damit ehrlich meinen, können Sie gewiss sein, dass auch geschieht, worum Sie bitten.4 Jesus, der Auferstandene, ist jetzt bei Ihnen und hört Sie!

Text: Fritz Meier

  • 1) Prediger, Kapitel 3, Vers 11
  • 2) Johannes-Evangelium, Kapitel 4, Verse 13-14
  • 3) "Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat." Johannes-Evangelium, Kapitel 3, Vers 16
  • 4) Jesus Christus sagt: "Bittet, und ihr werdet bekommen. Sucht, und ihr werdet finden. Klopft an, und man wird euch öffnen. Denn wer bittet, der bekommt. Wer sucht, der findet." Matthäus-Evangelium, Kap. 7, Verse 7-8
 

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